Das erste Mal im Leben feiert man den Geburtstag ausserhalb der Schweiz und landet inmitten des Parks Güell, welcher wie eine Fantasiewelt erscheint, die man sich als Kind erträumt hat. Ganze Monumente, Brunnen, Häuser, Zimmer sind mit farbigen Mosaiksteinen bestückt, welche von Touristen fotografiert werden oder sogar von asiatischen, jungen Kunststudenten auf Notizblöcken wie Meisterwerke skizziert werden. Schade, dass für jedes Gebäude und jeden Platz im Park ein Eintritt verlangt wird. Da der Geburtstagskater noch nicht sehr kunstaffin ist, soll dies geändert werden und so wird man von der Ferienbegleitung eingeladen, damit man die Wissenslücke im Bereich Kunst und Architektur füllen kann.

Barcelona

Mit einer 72h Fahrkarte wird Barcelona unsicher gemacht und das Wunder zeigt sich, als man aus der unterirdischen Metro steigt und über die Schulter das monströse Gebäude der Sagrada Familia erblickt. Einfach atemberaubend steigt die Kirche, die römisch-katholische Basilika aus der modernen Stadt empor und ist immer noch seit 1882 nicht vollendet. Die Eintrittsgelder der vielen Besucher wird teilweise von UNESCO für die Vollendung des Kunstwerks verwendet, die im Jahre 2026 stattfinden soll. Schade, dass im Hintergrund die gelben Baukräne prangen und das majestätische Bild etwas vermiesen.

Wenn man das heilige Gebäude betritt, muss man den Kopf in den Nacken legen, um die ganze Pracht zu geniessen und mit einem Abspielgerät und Headphones kann man auditiv die ganze über 100jährige Geschichte des Gebäudes mitverfolgen. Der Anachronismus modernder Gerätschaften in einer alten Kathedrale mindert das Erlebnis leider ein wenig. Im Innern des kreuzförmigen Grundrisses schillern die farbigen Fenster im Licht, die komplexe Verzierungen und dekorativen Elemente können nicht von Menschen, sondern müssen von Göttern konzipiert sein. Der Anblick ist atemberaubend und die Gäste schleichen staunend von Raum zu Raum. Man muss diese Schönheit des Götterhauses mit dem Handy unbedingt im Panoramamodus aufnehmen, denn sonst glaubt man am Ferienende, dass dies alles nur ein Traum gewesen ist. Völlig sprachlos laufen wir herum und geniessen das Kunstwerk des Künstlers Antoni Gaudì, der die Kirche im Stil der Modernisme entworfen hat.

Barcelona

In jedem Land muss man das kulinarische Angebot kosten, denn man lernt die Kultur und Menschen von Spanien durch das Essen kennen. So geht es in Tapasbars, probiert Paellas mit Meeresfrüchten und natürlich erfrischend fruchtigen Sangria mit köstlichen Früchten und lustigen Schirmchen, welcher ein Muss ist. Als Vegetarier oder gar Veganer ist es eher schwierig, ein kulinarisches Erfolgserlebnis zu geniessen.

Durch die Free-walking-Tour, welche in jeder grösseren Stadt angeboten wird, kann man die historischen Hintergründe und die Hotspots der Stadt erleben. Da wir zu viel Zeit in den Schönheitsschlaf investieren, verpassen wir die englischsprachige Gruppe und schliessen uns eine Stunde später der italienischen Gruppe an, die eine temperamentvolle Stadtführerin hat, welche ohne Punkt und Komma erzählt und uns 3 h lang durch verwinkelte Gassen und in kleine, hübsche Cafés führt. Völlig erschöpft gönnen wir uns bei einem neu entdeckten Restaurant ein mundwässerndes, spanisches Menu. In jeder grösseren Stadt sollte man sich nicht von Büchern oder Websites inspirieren lassen, sondern von Menschen, die mit Leidenschaft und fundiertem Hintergrundwissen die Perlen der Stadt präsentieren. So lernt man auch andere Reisende kennen, tut seiner Gesundheit etwas Gutes und sieht in kürzester Zeit die wichtigsten Orte der Stadt.

Im Februar ist es leider zu kalt, um am Strand zu dösen, so besuchen wir das Aquarium, welches alle Meerestiere sicher hinter dickem Glas präsentiert. Ob Seepferdchen, Rochen oder Haie, die Unterwasserwelt ist für einen Stadtkater sehr faszinierend. Wir folgen heimlich einem jungen deutschen Paar, welches noch ganz frisch verliebt ist und der Mann der Frau erstaunliche Fakten von der Flora und Fauna im Wasser erzählt. Einen besseren Guide, der mit Feuer und Flamme und strahlenden Augen von diesem Bereich erzählt, könnten wir in ganz Barcelona nicht finden.

Barcelona

Das Theater in Barcelona bietet grosses Schauspiel mit viel Drama und die Schauspieler sind viel emotionaler und temperamentvoller als die Schauspieler im Schauspielhaus Zürich. Das liegt ihnen einfach im Blut. Von Anfang bis Schluss ist Action angesagt und die Charaktere auf der Bühne schwitzen vor Anstrengung. Zum Glück sind wir noch jung und können verbilligte Theaterkarten erhalten, die spezifisch für Besucher bis 30 Jahre sind.

Die Spanier wissen, wie man das Leben geniesst und die Clubs haben bis früh am Morgen um 6 Uhr offen, die Musik dröhnt bis auf die Strassen und die jungen Leute schwatzen, sitzen oder tanzen euphorisch vor dem Club, als ob sie gar nicht mehr nach Hause wollten. Das Airbnb liegt sehr zentral bei der Metro und doch etwas abgelegen, wo man die Ruhe geniessen kann. Mit dem jungen Wohnungsvermieter verbringen wir halbe Nächte bei Drinks und spanischen Leckereien und philosophieren über Gott und die Welt, Politik, Selbstverwirklichung, Träume und Visionen, die uns momentan beschäftigen. Eine tiefe Freundschaft entwickelt sich, so dass wir ihn gerne in der Schweiz als Gast sehen würden.

Wir verstehen sehr gut, warum all die Deutschen und Schweizer so gerne nach Spanien verreisen, um den Alltag zu vergessen und Lebensfreude und Energie zu tanken.