Prag, die Hauptstadt Tschechiens, wird oft als Kulturhauptstadt Europas bezeichnet. Wenn man einige Tage dort verbracht hat, wird einem auch klar wieso. Egal, ob man kulinarisch oder kulturell interessiert ist, für einen Reisekater gibt es immer was Neues zu entdecken oder zu schlemmen.

Dank Airbnb ist eine Unterkunft im Zentrum der Stadt gewährleistet und dank des exzellent erschlossenen öffentlichen Verkehrs bestehend aus Tramfahrzeugen und Bussen kommt man schnell von A nach B, wobei man unterwegs häufig bei Punkt C – Restaurants und Bars – stecken bleibt. Wenn man sich die Alkohol- und Essenspreise anschaut, versteht man, wieso Prag auch «Studentenstadt» genannt wird. Für relativ wenig Geld kann man auch in guten Restaurants die deftige, osteuropäische Küche, vermischt mit deutscher Fleisch- und Braukunst geniessen.

Leicht essen wird eher schwierig und Vegetarier werden hier nicht satt, da Fleisch praktisch ein Muss ist (was mich als Kater eher weniger stört…). Dennoch gibt es ähnlich wie in Zürich «Hipster»-Restaurants, in denen man gegen einen gewissen Aufpreis Essen bekommt, das man als gesund einstufen kann.

Ein besonderes Highlight der Kulinarik war ein Gulasch, serviert in einem ausgehöhlten Laib Brot, natürlich mit schwerer Sosse und ebenso schwerem Wein.

Nach dem Abendessen lohnt es sich am Weihnachtsmarkt im Stadtzentrum zu schlendern und sich ein Dessert zu genehmigen, welches frisch zubereitet wird. Trudlnik ist ein Gebäck in Cornetform, welches mit Rahm, Glacé oder anderen süssen Füllungen angereichert wird.

Das Herzstück eines jeden Pragbesuches soll neben dem Essen aber auch Theater und Oper sein. Über relativ viele Webseiten kann man sich Tickets für vorher genanntes, aber auch klassische Konzerte und Ballettaufführungen für gut dreimal weniger als in der Schweiz kaufen. Spannend war auch, dass man zwar per Kreditkarte bezahlte, aber die Billette nicht elektronisch, sondern in einem verdächtigen Umschlag, durch einen ebenso verdächtig anmutenden, Zigaretten paffenden und unrasierten Typen überreicht wurden, kurz vor der allerersten reservierten Vorstellung, der in einem komischen Mix aus tschechisch und englisch (aber sehr freundlich und brüderlich) einem erklärte, wo die verschiedenen Opernhäuser und Theater seien.

Am interessantesten waren zwei Aufführungen im Prager Puppentheater, wo klassische Opern mit Marionetten und auf einer für Puppen grossen Bühne aufgeführt werden. Ein grosser Renner ist seit über 20 Jahren die Oper Don Giovanni von Mozart. Zuerst wirkt es ein wenig befremdlich, wenn ein Puppen-Mozart auf die Bühne kommt und die Ouverture dirigierte, doch ziemlich schnell hat man sich daran gewöhnt, dass man ein social drama mit Marionetten erlebt und lässt sich wie von einem Kaspertheater im Kindergarten verzaubern.

Bilder an der Wand zeigen, dass das Stück in dieser Form schon auf der ganzen Welt von Kairo bis Hongkong aufgeführt wurde und sogar mit grossem Erfolg.

Nebst Don Giovanni und Zauberflöte im Puppentheater waren berühmte Ballette zu sehen, wie Romeo und Julia oder (wie könnte es denn anders sein in der Weihnachtszeit) der Nussknacker, alle qualitativ hochstehende Aufführungen.

Wer noch Zeit hat von Theaterstück zu Operaufführung zu hetzen, den erwarten in der Stadt wichtige Bauten, Denkmäler und Museen wie zum Beispiel das Kommunismus-Museum. Prag ist eine Stadt, welche den stalinistischen Terror hautnah miterlebt hat und besitzt eine spannende und aufregende Geschichte. Zeitzeugen berichten im Museum von haarsträubenden Fluchten über die Grenze und ihren Erlebnissen aus der Schulzeit.

Der Höhepunkt für jeden Touristen ist selbstverständlich der berühmteste Glockenturm Europas neben dem Big Ben, die Prager Rathausuhr (auch Aposteluhr genannt), sechshundert Jahre alt, ein Wunderwerk der damaligen und heutigen Technik, scharen sich zu jeder vollen Stunde hunderte von Leuten auf dem Platz zusammen, um einen Blick auf das kurze Spektakel zu erlangen, wenn die Glocke bimmelt und mechanische Figürchen ihre Runden ziehen.

Prag ist eine kulturell wertvolle Stadt, die sich ihrer wohlverdienten Rolle bewusst ist und es in vollen Zügen geniesst. Ein Besuch ist niemandem zu empfehlen. Jedes Jahr ein Besuch? Schon Eher.