Davon abgesehen, dass sich hier das achte Weltwunder befindet, sind die Einwohner das kostbarste Gut des Landes. Die Khmer sind durch die Hölle gegangen und haben Jahre des Blutvergiessens, der Armut sowie politischer Instabilität hinter sich. Dank ihres unbeugsamen Naturells und ansteckenden Optimismus haben sie das Ganze irgendwie überstanden und dabei ihr Lächeln bewahrt.
Die roten Khmer unter Pol Pot haben für lange Zeit das Land mit ihren Gräueltaten in Atem gehalten. Millionen von Leuten haben ihr Leben verloren durch die kommunistischen Guerillas und unzählige wurden verletzt oder traumatisiert. Dies wird einem vor Augen geführt, wenn man Bettler mit abgehackten Händen sieht, welche sich mit Postkartenverkauf versuchen über Wasser zu halten.
Die Menschen sind zuvorkommend, überaus freundlich und beherrschen die englische Sprache hervorragend. Die Währung des Landes nennt sich Riel, doch vieles wird in Dollar angeschrieben und im Sektor Dienstleistung wird dem Tourist jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Man merkt schnell, dass der Tourismus einen der wichtigsten Wirtschaftszweige darstellt, denn erst seit wenigen Jahrzehnten hat das Land die Chance, sich unabhängig zu entwickeln. Man hat wieder einen König und eine demokratisch gewählte Regierung. Jedoch ist es für Kambodscha schwierig, wirtschaftlich in Bewegung zu kommen. Ein Grossteil der Entwicklungshilfe verpufft infolge des Schwarzhandels und der massiven Korruption, welche die grösste Bremse im Land darstellt.
Als Tourist bekommt man das nur am Rande mit, doch trotz der Freundlichkeit der Bewohner muss man sich klar sein, dass man sich in einem der ärmsten und korruptesten Länder der Welt befindet. Man sollte also nicht seine Wertsachen offen herum flanieren, oder in einer dunklen Gasse zu einem Geldautomat gehen. Ein Bekannter, welcher zeitgleich in Phnom Penh (Hauptstadt Kambodschas) war, wurde mit dem Messer auf offener Strasse bedroht und ausgeraubt, nachdem er in einer sogar belebten und touristischen Gegend Geld abhob. Es ist also gesunde Vorsicht geboten. Vielen Menschen dort geht es nicht gut und sie versuchen über die Runden zu kommen, koste es, was es wolle.
Bettelnden Kindern sollte man (laut der Regierung) auf keinen Fall Geld geben, denn so hält man sie von der Bildung ab, wenn diese für die Familie auf die Strasse gehen. Einzig wird empfohlen, den Mönchen zu spenden, sollten diese einen segnen.
Der heilige Berg
Phnom Kulen (wörtlich übersetzte «Berg der Lychees») ist einer der religiös am wichtigsten Orte des ganzen Landes, weil sich dort laut den Khmer nicht nur der Hauptsitz und wichtigste Ort des Hinduismus befindet, sondern auch der grosse Buddhatempel mit einem der legendären liegenden Buddhastatuen mit unfassbar kulturellem Wert.
Im 9. Jahrhundert wurde dort nicht nur das Zentrum des Hinduismus, sondern auch der Grundstein für das Imperium der alten Khmer gelegt, welche über Jahrhunderte andauern sollte. Interessanterweise wurden viele hinduistische Glauben mit dem buddhistischen der modernen Gesellschaft vermischt. So baden kinderlose Paare gerne im atemberaubenden Wasserfall auf Phnom Kulen, weil das Wasser angeblich von den hinduistischen Göttern mit Fruchtbarkeit gesegnet worden sei (weil viele Reliefe, sogenannte «Lingas» direkt in das Flussbett eingearbeitet wurden). Jeder Kambodschaner wird dem Touristen mit ernstem Gesicht sagen, dass er dran glaubt und genügend Beispiele kennt von Bekannten, die es erfolgreich probiert haben.