Curry, Tuktuk und Weltwunder

20. November – 12. Dezember 2018 - Kambodscha

Dieses Land versprüht Magie, denn moderne und antike Welten stossen aufeinander und kreieren ein authentisches Abendteuer. Das kleine Land am Golf von Thailand reizt mit der grössten Tempelstadt der Erde, üppigem Regenwald, paradiesischen Wasserfällen und Dörfern auf Wasser gebaut. Eine Reise per «Visa on arrival» (erhältlich am Flughafen und gewissen Grenzpunkten) beginnt in eine Welt der Gegensätze. Einige Themen sollen Einblick in dieses wunderbare Land geben.

Von A nach B mit dem Tuk-Tuk

Kaum in Siem Reap angekommen, wird man von einem überfreundlichen Mr. Pong vom Hotel «Tropical Breeze» am Flughafen in Empfang genommen und es folgt eine wilde Fahrt durch die Nacht mit den voll bepackten Rucksäcken auf den Sitzen im offenen Tuk-Tuk. Das Motorrad zieht den Wagen mit vier Sitzen durch die Strassen, welche teilweise asphaltiert, aus Sand oder mit einigen Schlaglöchern bestückt sind, sodass der Passagier eine raue Massage erfährt.

Schon nach einigen Tagen erkennt man immer die gleichen Tuk-Tuk-Fahrer wieder, welche bei den Hotels auf die Touristen lauern und lachend «Tuk-Tuk?» rufen, in der Hoffnung, dass sie wieder ein paar Dollar verdienen können. Es ist beruhigend, immer eine Transportmöglichkeit in Reichweite zu wissen, denn ein Busnetzwerk wie in europäischen Ländern existiert dort nicht.

Langstreckenreisen innerhalb des Landes oder in Nachbarsländer klappt natürlich mit dem Reisebus. Weitere Strecken, welche länger als eine halbe Stunde dauern, sollte man über das Hotel buchen. Wenn man zur Tempelanlage Angkor Wat um 4.30 Uhr morgens möchte, schlafen auch die Tuk-Tuk-Fahrer und man muss schon jemanden extra bezahlen, wenn man den Sonnenaufgang über der Tempelanlage im Gewässer gespiegelt betrachten möchte…

Im Reich der Tempel

Das moderne Kambodscha geht aus dem mächtigen Khmer-Reich hervor, das während der Angkor-Periode grosse Teile des heutigen Laos, Thailands und Vietnams umfasste. Imposante Relikte dieses Reichs sind die berühmten Tempel von Angkor, die in Südostasien ihresgleichen suchen und Besuchern beim ersten Anblick den Atem stocken lassen. Sie zeugen von der genialen Baukunst der Khmer, welche im Nationalmuseum auf mehreren Stockwerken und per Audioguide sehr eindrücklich präsentiert werden.

Das Land pflegt seine Sehenswürdigkeiten und die Tempel sind Besuchermagnete, welche man einmal besuchen muss. Auch in Wäldern verstecken sich Tempelanlagen, die wie aus einer Phantasiewelt entstammen. Man kann sich bei Reiseveranstalter unkompliziert einen Tagestrip buchen, welcher sich lohnt, da Transport und Eintritte im Preis enthalten sind. Die meisten Menschen zieht auf jeden Fall die Tempelanlage Angkor Wat an, welche Tickets für 1, 3 oder gar 7 Tage offeriert. Der Tourismus floriert, denn der Staat verlangt horrende Eintrittspreise für die Besichtigung: 1 Ticket für einen Tag kostet 37 Dollar!

Angkor Watt wird heutzutage nur noch von Touristen, Touristenfallenbetreibern, Mönchen und den allgegenwärtigen Affen bewohnt. Durch die steinigen Ruinen zu laufen ist ein wunderbares Erlebnis. Man fühlt sich sehr klein, wenn man bedenkt, dass dieses architektonische Meisterwerk schon seit dem 10. Jahrhundert hier steht. Wie viel Geschichten sich wohl dort schon abgespielt haben? Wenn man den Guides mit einem halben Ohr zuhört, sind es unzählige.

Weltberühmt ist Angkor heute aufgrund der Meisterwerken der alten Khmer. Auf einer Gesamtfläche von 200 Quadratkilometern haben sie tausende von Tempeln gebaut, von denen rund ein Tausend Tempelruinen bis heute entdeckt und besichtigt werden können.

Volk

Davon abgesehen, dass sich hier das achte Weltwunder befindet, sind die Einwohner das kostbarste Gut des Landes. Die Khmer sind durch die Hölle gegangen und haben Jahre des Blutvergiessens, der Armut sowie politischer Instabilität hinter sich. Dank ihres unbeugsamen Naturells und ansteckenden Optimismus haben sie das Ganze irgendwie überstanden und dabei ihr Lächeln bewahrt.

Die roten Khmer unter Pol Pot haben für lange Zeit das Land mit ihren Gräueltaten in Atem gehalten. Millionen von Leuten haben ihr Leben verloren durch die kommunistischen Guerillas und unzählige wurden verletzt oder traumatisiert. Dies wird einem vor Augen geführt, wenn man Bettler mit abgehackten Händen sieht, welche sich mit Postkartenverkauf versuchen über Wasser zu halten.

Die Menschen sind zuvorkommend, überaus freundlich und beherrschen die englische Sprache hervorragend. Die Währung des Landes nennt sich Riel, doch vieles wird in Dollar angeschrieben und im Sektor Dienstleistung wird dem Tourist jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Man merkt schnell, dass der Tourismus einen der wichtigsten Wirtschaftszweige darstellt, denn erst seit wenigen Jahrzehnten hat das Land die Chance, sich unabhängig zu entwickeln. Man hat wieder einen König und eine demokratisch gewählte Regierung. Jedoch ist es für Kambodscha schwierig, wirtschaftlich in Bewegung zu kommen. Ein Grossteil der Entwicklungshilfe verpufft infolge des Schwarzhandels und der massiven Korruption, welche die grösste Bremse im Land darstellt.

Als Tourist bekommt man das nur am Rande mit, doch trotz der Freundlichkeit der Bewohner muss man sich klar sein, dass man sich in einem der ärmsten und korruptesten Länder der Welt befindet. Man sollte also nicht seine Wertsachen offen herum flanieren, oder in einer dunklen Gasse zu einem Geldautomat gehen. Ein Bekannter, welcher zeitgleich in Phnom Penh (Hauptstadt Kambodschas) war, wurde mit dem Messer auf offener Strasse bedroht und ausgeraubt, nachdem er in einer sogar belebten und touristischen Gegend Geld abhob. Es ist also gesunde Vorsicht geboten. Vielen Menschen dort geht es nicht gut und sie versuchen über die Runden zu kommen, koste es, was es wolle.

Bettelnden Kindern sollte man (laut der Regierung) auf keinen Fall Geld geben, denn so hält man sie von der Bildung ab, wenn diese für die Familie auf die Strasse gehen. Einzig wird empfohlen, den Mönchen zu spenden, sollten diese einen segnen.

Der heilige Berg

Phnom Kulen (wörtlich übersetzte «Berg der Lychees») ist einer der religiös am wichtigsten Orte des ganzen Landes, weil sich dort laut den Khmer nicht nur der Hauptsitz und wichtigste Ort des Hinduismus befindet, sondern auch der grosse Buddhatempel mit einem der legendären liegenden Buddhastatuen mit unfassbar kulturellem Wert.

Im 9. Jahrhundert wurde dort nicht nur das Zentrum des Hinduismus, sondern auch der Grundstein für das Imperium der alten Khmer gelegt, welche über Jahrhunderte andauern sollte. Interessanterweise wurden viele hinduistische Glauben mit dem buddhistischen der modernen Gesellschaft vermischt. So baden kinderlose Paare gerne im atemberaubenden Wasserfall auf Phnom Kulen, weil das Wasser angeblich von den hinduistischen Göttern mit Fruchtbarkeit gesegnet worden sei (weil viele Reliefe, sogenannte «Lingas» direkt in das Flussbett eingearbeitet wurden). Jeder Kambodschaner wird dem Touristen mit ernstem Gesicht sagen, dass er dran glaubt und genügend Beispiele kennt von Bekannten, die es erfolgreich probiert haben.

Wenn man die Schlangenlinienstrasse auf den Berg übersteht, hat man die Auswahl verschiedene buddhistische Tempel, den Nationalpark oder den vorher erwähnten Wasserfall zu besuchen. Natürlich gibt es auch hier wieder ganze Dörfer, die sich nur darauf spezialisiert haben, Besuchern mit Essen und Souvenirs das Geld locker zu machen (Dies ist aber keineswegs als Vorwurf gemeint). Phnom Kulen ist mit einem Guide zu empfehlen, den man entweder über das Hotel oder eines der vielen Touristenbüros in der Stadt anwerben kann, da diese gleichzeitig auch noch den Transport organisieren und man bequem von Schlaf- zu Kulturstätte gebracht wird.

Theater und Artistik

Ein Schul- und Kunst-Projekt, das jungen Menschen eine Zukunftsperspektive seit 1994 gibt, ist der Zirkus Phare, welche mit der artistischen Show wie «Same same but different» mit Theater, Musik, Tanz und Akrobatik das Publikum begeistert und sogar weltweit auf Tour geht.

Gegründet wurde es von 9 jungen Männern, die wie viele damals aus Flüchtlingscamps nach den Khmer Rouge kamen. Sie wollten jungen Menschen eine Möglichkeit bieten, Traumas zu verarbeiten und schafften dies über Kunst und Sport. Heutzutage besuchen täglich über 1200 Schüler/innen das Institut und hoffentlich werden es immer mehr!

Nebst vielen Tanzshows in Restaurants, sind auch «Shadow Puppet Theaters» zu empfehlen. Mittels wunderschön gearbeiteten Figuren aus Scherenschnitten, werden an einer beleuchteten Wand Märchen und Legenden der Khmer erzählt – oft begleitet mit schrillen Stimmen und wilder Trommelmusik. Zum Glück werden den Touristen schriftliche Zusammenfassungen auf Englisch gegeben, sodass man ansatzweise verstehen kann, worum es geht.

Essen

Gewürzt wird hier sehr sparsam. Anders als zum Beispiel in Thailand oder Indien, ist scharfe Küche hier weniger gefragt. Curry, Kokos und Huhn sind in vielen Gerichten vorhanden. Natürlich kann man in der Pub Street in Siem Reap auch internationale Küche geniessen, doch die lokale Kost ist doch eher zu empfehlen (unter anderem auch wegen den Preisen). In Strassenrestaurants kann man sich durch Menüs wie Hot Pots, dutzende Suppen und Reisgerichten schlemmen. Interessanterweise haben viele Restaurants den schriftlichen Hinweis, dass sie weder Affen noch Krokodileier servieren…

Manche Hotels bieten Kochkurse an, welche nicht ein Vermögen kosten. Man wird von einem professional ausgebildeten Koch durch den örtlichen Markt geleitet, wo zuerst ein interessanter Vortrag über die verschiedenen Lebensmittel gehalten wird, während man durch die eng stehenden Stände hindurchläuft. Anschliessend hat man etwas Ruhe, wenn man Schritt für Schritt mit den vorher erklärten Esswaren ein zauberhaftes Mahl zaubern und verspeisen kann.